Seit unserem Neustart im Januar 2016 haben Marco und ich unseren Alltag in vielen Bereichen einfacher, nachhaltiger und kostengünstiger gestaltet. So hat auch im Badezimmer der Minimalismus Einzug gehalten. Beim Thema Haarpflege hat Marco wortwörtlich „ganz kurzen Prozess“ gemacht. Er hat seinen Kopf vor zwei Jahren kurz geschoren und rasiert sich seitdem immer mit einem elektrischen Haarschneider die Haar selbst. Friseurbesuche und Shampoo, Adé!
Ich hingegen, hänge mehr an meinen langen Haaren. Also kam das für mich nicht in Frage 😀 Trotzdem wollte ich meine Haarpflege vereinfachen, besonders in Hinblick auf unsere erste längere Reise nach Indien. Im Gemeinschaftsprojekt „Sadhana Forest“ das wir dort besuchten, dürfen nämlich keine gewöhnlichen Shampoos verwendet werden. Da dort beim Waschen alles direkt in die Natur abfließt, sollen nur biologisch abbaubare Waschmittel benutzt werden. Natürlich gibt es solche Produkte im Naturkosmetiksortiment auch zu kaufen. Doch ich wollte sehen, ob es nicht noch einfacher geht, nämlich ganz ohne Haarshampoo.
Haare waschen ohne Shampoo
Durch verschiedene Blogs hatte ich zu der Zeit öfter vom Konzept „No Poo“ gehört, was eben bedeutet, kein gewöhnliches Shampoo zu verwenden. Das schont sowohl die natürliche Haarstruktur und Kopfhaut, als auch den Geldbeutel und die Umwelt! Gerade im Bereich „Zero Waste“ und „Plastikfrei“ wird nach Alternativen zu konventionellen Pflegeprodukten gesucht. Denn fast alle diese Produkte kommen in Plastikverpackungen, die wir nach Gebrauch wegschmeißen und so unsere Erde vermüllen. Obendrein findet sich in vielen Kosmetika sogenannter „Mikroplastik“, der ins Wasser gelangt und unserer Umwelt und Gesundheit schadet. Mögliche Alternativen zu all dem sind beispielsweise unverpackte, feste Naturseifen, natürliche Wascherde, gekochter Sud aus Kastanien, Apfelessig oder Natron.
Mein Einstieg mit der „Water only“- Methode in Indien
Eine weitere, noch reduziertere Möglichkeit ist die „Water only“-Methode. Hier werden die Haare ausschließlich mit Wasser gewaschen und durch tägliches Bürsten sauber gehalten und gepflegt. Dieser Artikel vom Blog Experiment Selbstversorgung hat mich damals dazu inspiriert. Das heißt, es braucht nichts außer einer Bürste! Genau das wollte ich gerne auf der Reise nach Indien probieren.
Die perfekte Frisur für den Start
Der Übergang vom konventionellen Haare Waschen zu „No Poo“ ist dabei das Schwierigste. Denn die Kopfhaut braucht Zeit um sich umzustellen und so sind die ersten Wochen eher fettige Haare angesagt. Um mir den Start zu erleichtern, lies ich mir vor der Abreise die Haare zu Cornrows flechten. Diese Frisur trug ich schon früher gerne und sie ist für diesen Zweck einfach perfekt geeignet. So konnte ich die ersten zwei Wochen lang in Indien problemlos aufs Waschen mit Shampoo verzichten, ohne dass es unschön ausschaute.
Aller Anfang ist schwer
Als die geflochtenen Zöpfe anfingen sich aufzulösen, öffnete ich sie und wusch meine Haare zum ersten Mal nur mit Wasser. Dabei ist es wichtig, die Kopfhaut zu massieren, wie wenn man Shampoo verwendet und am Besten kaltes Wasser zu verwenden (da hatte ich in Indien eh keine andere Wahl ). Das griffige, fettige Gefühl dabei war schon sehr ungewohnt, vor allem da ich bis dahin sehr feines und trockenes Haar gewöhnt war. Auch lag die Frisur nach dem Waschen nicht so voluminös und luftig, wie mit gewöhnlichem Shampoo.
Doch gerade im entspannten Umfeld des indischen Gemeinschaftsprojekts, war mir das dann doch ziemlich egal. Wir arbeiteten jeden Tag mehrere Stunden körperlich bei sehr heißen Temperaturen. Da sah eh jeder verschwitzt aus und Aussehen spielte keine Rolle. Noch dazu trug ich die Haare bei der Hitze meist zum Zopf gebunden.
Natürliches Peeling für den Kopf
Nach getaner Arbeit sprangen wir meist in den „Mud Pool“, einen großen Erdteich. Die Erde vom Grund des Sees eignete sich hervorragend um die Haare gelegentlich damit zu „peelen“. So wusch ich ab da meine Haare nur noch mit reinem Wasser und den „Erdpeelings“ und ließ sie von der Sonne trocknen. Die Talgproduktion meiner Kopfhaut reduzierte sich nach kurzer Zeit wieder auf ein erträgliches Maß. Mit dem täglichen Bürsten verteilte ich die schützende Talgschicht von der Kopfhaut in die Haarlängen, damit die Spitzen auch gepflegt werden. Mit dieser einfachen Routine fühlten sich meine bisher dünnen Haare nun deutlich fester, griffiger und gesünder an. Auch der leicht strähnige, natürliche Look gefiel mir tatsächlich gut und ich war wirklich zufrieden!
Apfelessig als Ergänzung
Zurück in Europa, führte ich die „Water Only“- Methode den ganzen Sommer lang fort. Ich wusch meine Haare auch viel seltener als zuvor. Vielleicht alle fünf bis acht Tage. Außerdem ergänzte ich meine Haarpflege jetzt meist noch mit einer abschließenden Apfelessig-Wasser-Spülung (ca. im Verhältnis 1:10). Die machte die Haare etwas weniger strähnig und besser kämmbar. Allerdings war der Essiggeruch schon sehr deutlich zu bemerken solange die Haare noch nass waren. Erst im trockenen Zustand war der Geruch verflogen.
Kräftige Haare ganz von selbst
Auf der anderen Seite fiel mir Eines sehr positiv auf. Als ich mir für eine Feierlichkeit mit dem Lockenstab die Haare eindrehte, hielten die Locken wie von selbst. Ganz ohne irgendein Haarspray, von dem ich früher Unmengen brauchte um Locken haltbar zu machen. Ebenso einfach war auch die nächste Haarwäsche danach. Denn da ich keinerlei Stylingprodukte ins Haar gab, musste ich auch nichts mit Shampoo wieder auswaschen.
Als sich der Sommer dem Ende neigte, verspürte ich das Bedürfnis, meine Haare wieder mit mehr als nur Wasser zu waschen. Im Sommer hatte ich aufgrund der Hitze und meiner Arbeit in der Küche meist sowieso einen Zopf getragen. Und da störte es mich nicht, wenn sie etwas strähniger waren. Außerdem war ich regelmäßig im Badesee und so sahen die Haare einfach immer sommerlich wild aus 🙂
Die Entdeckung: Roggenmehl!
Mit den kühler werdenden Temperaturen wollte ich meine Haare gerne wieder offen tragen und hatte einfach das Bedürfnis nach einem weniger strähnigen Look. Also probierte ich meine Haare mit Roggenmehl zu waschen, so wie ich es auch in diesem Artikel gelesen hatte. Dafür rührt man zwei bis drei Esslöffel Roggenvollkornmehl mit Wasser zu einer dicken Flüssigkeit an und lässt es zwei Stunden oder länger quellen.
Dann trägt man es beim Duschen auf den Kopf auf wie ein reguläres Shampoo. Dabei massiert man es in die Kopfhaut ein und verteilt es dann in den Längen. Das Gefühl dabei ist natürlich ganz anders als bei einem duftenden und schäumenden Shampoo. Und auch das Auswaschen des Getreidebreis ist etwas aufwendiger. Ein Sieb im Ausfluss lohnt sich! Doch wer hätte es gedacht: Ich war ab dem ersten Versuch überzeugt! Meine Haare waren sauber, fluffig und leicht wie früher nach dem Waschen mit gewöhnlichem Shampoo.
So bin ich jetzt seit über einem Jahr beim Roggenmehl geblieben und liebe es! Anstatt für viel Geld irgendwelche Plastiktuben mit synthetischem Shampoo zu kaufen, reicht mir ein Kilo Mehl (in Papier verpackt) für Monate! Für eine angenehme Duftnote, gebe ich manchmal ein paar Tropfen ätherisches Öl in die angerührte Roggenmehlmischung. Außerdem wasche ich meine Haare nur ungefähr alle 3-6 Tage und das reicht vollkommen. Ansonsten verwende ich NICHTS.
„No Poo“ beim Friseur
Auch beim Friseur lasse ich mir die Haare vorm Schneiden nur mit Wasser anfeuchten. Meine liebe Friseurin Romana vom vegan-vegetarischen Salon Grünschnitt nimmt da gerne Rücksicht auf meine Wünsche. Ich gehe circa zwei Mal im Jahr zum Spitzen Schneiden zu ihr und das war’s auch schon. So einfach ist meine Haarpflege!
Mein Fazit
Seit nun über zwei Jahren verwende ich keinerlei Shampoo mehr und spare mir damit die Plastikverpackungen, das Mikroplastik, die Tierversuche, die tierischen Inhaltsstoffe und all die teuren Mittelchen von Spülungen bis Haarkuren, die oft nur noch mehr Probleme mit der Kopfhaut oder dem Haar verursachen. Stattdessen ist meine Kopfhaut gesund und meine Haare weich und viel kräftiger als früher.
Habt ihr Roggenmehl als Shampoo schon Mal probiert? Oder habt ihr andere Tipps, wie man seine Körperpflege umweltfreundlicher und minimalistischer gestalten kann? Dann lasst mir gerne einen Kommentar da!
4. April 2018 at 8:35
Hey Karin, danke für den Tip mit dem Roggenmehl. Das werde ich definitiv ausprobieren. Ich selbst verwende seit Jahren Wascherde und komme damit auch gut klar.
Mich würde übrigens interessieren, wie es mit deinem Sohn läuft. Wie erziehst du ihn?! Wie sieht generell der Tag mit Baby aus, was hat sich verändert, benutzt du immernoch keine Windeln, Kinderwagen usw..
LG aus Berlin
13. April 2018 at 21:26
Danke für deinen Kommentar, liebe Natalie!
Ich hätte sooo viel zu erzählen übers Mama-Sein, aber eben gerade weil ich Mama bin, komme ich nur wenig zum Schreiben 😛 Die Themen Windeln/Windelfrei, Tragen/Kinderwagen und „Erziehungsstil“ werde ich sicher noch behandeln!
Liebe Grüße aus TamanGa,
Karin
4. April 2018 at 17:55
Die Water-Only-Methode habe ich auch vor Jahren schon angewendet und war immer sehr zufrieden damit. Ganz zu Beginn war ich noch Omni und hatte so eine spezielle Haarbürste aus toten Schweinen. Später, als ich Veganerin war und erstmals bewusst realisierte, womit ich mir da die Haare bürste, befürchtete ich, dass Water Only ohne die Leichenbürste nicht funktionieren würde, aber das war natürlich eine völlig überflüssige Angst und ich kam auch weiterhin sehr gut damit zurecht und bürstete mein Haar mit einer stinknormalen Bürste. Seit ich Dreadlocks habe, also seit nunmehr fünf Jahren, wasche ich meine Haare alle Jubeljahre mal (alle zwei Wochen oder so). Und dann auch nur mit heißem Wasser. Meine Kopfhaut ist seit Jahren daran gewöhnt. Kein Fetten, kein Riechen, keine Schuppen, kein Kopfhautjucken. Sehr selten, vielleicht ein oder zwei Mal pro Jahr, wasche ich mit heißem Wasser und nehme zusätzlich noch Kieselerde oder vegane Kernseife, wenn mir mal nach luxuriöser Wellness-Behandlung zumute ist. 😀 Ansonsten mache ich auch rein gar nichts mit meinen Haaren – Dreadlocks sind nach ein paar Jahren sehr pflegeleicht, wenn man nicht mehr so oft häkeln muss -, und weil ich meinen ganzen Körper lieb habe, und nicht nur meine Haare, verzichte ich seit vielen vielen Jahren zusätzlich auch auf Duschgel und Bodylotion oder sonstigen Chemiecocktail-Schnickschnack. Das funktioniert alles prima und ich bin echt happy mit dieser Entscheidung, die ich bei jedem Duschen neu treffe! 🙂
13. April 2018 at 21:28
Yay, du bist einfach die Coolste, Andriya 🙂 Danke fürs Teilen deiner Erfahrung!
17. April 2018 at 14:19
Hi Karin,
ich habe auch mal eine Zeit lang (Sommer 2016) die Roggenmehl-Methode angewendet. Ich weiß gar nicht, warum ich damit aufgehört habe…?
Ich weiß nur, dass ich mit Vollkornmehl nicht so gut zurecht kam, allerdings habe ich es nicht 2 Stunden quellen lassen, sondern nur ein paar Minuten.
Im Moment verwende ich Naturkosmetisches Shampoo, aber es wird mal wieder Zeit, das Roggenmehl von der Küche ins Bad zu stellen 😉
LG
Karin
18. April 2018 at 22:15
Ja, probier’s doch mal wieder, liebe Karin 😉
Ich habe es auch schon ohne quellen lassen probiert, das geht schon auch. Die Mehle verschiedener Marken können aber unterschiedlich gut funktionieren. Da würde ich vershciedne Marken probieren und was nicht funktioniert einfach zu Brot verbacken 😉
Auf keinen Fall würde ich selbst gemahlenes Mehl nehmen, weil das viel gröber ist als industriell vermahlenes Vollkornmehl. Vielleicht geht es auch mit Nicht-Vollkornmehl, das könnte man mal probieren!
Liebe Grüße,
Karin
20. August 2019 at 16:29
Das mit dem Roggenmehl hab ich schonmal gelesen, aber noch nie ausprobiert.
Kann man es unbedenklich mit Wasser ausspülen und in die Kanalisation lassen?
Ich meine wegen der Verstopfungsgefahr…
Gruß Lilli
23. August 2019 at 0:37
Hi Lilli,
Ich habe gar kein Problem mit dem Abfließen! Der Mehlbrei ist ungefähr so dick wie Pfannkuchenteig und wird wenn mehr Wasser dazu kommt, also beim Ausspülen, sofort sehr flüssig.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ich bin so froh und zufrieden damit, schon seit 3,5 Jahren!
Was ich damit schon an Ressourcen, Geld und Verpackungen gespart hat… unglaublich!
Beste Grüße,
Karin